Alles über IP-Schutzarten
Bei der Auswahl von Elektrogeräten gilt es in puncto Sicherheit und Funktionalität einige Aspekte zu beachten, denn die Auswirkung von Umwelteinflüssen wie Staub oder Feuchtigkeit sind abhängig vom Material und der Verarbeitung. Auch im Hinblick auf sichere Berührungen mit Hand oder Werkzeug gibt es große Unterschiede. Festgelegte Normen helfen Fachleuten und Verbrauchern dabei, die jeweils passenden Produkte zu finden.
Was bedeutet der Begriff: Schutzart / IP-Schutzart
Die Schutzart ist eine Klassifizierung, die ein elektrisches Betriebsmittel nach der vorgeschriebenen Prüfung erhält. Wichtige Kriterien sind hierbei die Stoßfestigkeit und das mögliche Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit.
Diese Klassifizierung drückt sich in einem Code aus: der IP-Schutzart. Dabei steht das Kürzel IP für "International Protection". Im englischen Sprachraum ist die Bezeichnung "Ingress Protection" bekannt (Schutz vor Eindringen). Die Spannbreite der IP-Schutzarten reicht von IP 00 bis IP 69. Jede Ziffer hat eine bestimmte Bedeutung:
Ziffer 1: Schutzgrad des Gehäuses gegen Fremdkörper und Berührungen
Ziffer 2: Schutzgrad gegen Feuchtigkeit und Wasser
Was bedeutet der Begriff: Schutzklasse
Eine Verwechslung der Begriffe Schutzart und Schutzklasse kommt häufig vor. Auch von IP-Schutzklassen ist die Rede. Tatsächlich gibt es nur vier Schutzklassen: 0 | I | II | III. Davon sind die Klassen I bis III in der EU zugelassen, definiert in der Norm IEC 604117 mit zugehörigen Symbolen. Je höher die Klasse, desto größer der Schutz vor einem Stromschlag.
- Schutzklasse I | geschützt mit Schutzleiter
- Schutzklasse II | doppelte oder verstärkte Isolierung
- Schutzklasse III | Schutz durch Kleinspannung
Typische IP-Schutzarten
Hier einige Beispiele häufiger Code-Kombinationen. Dieser Abschnitt verdeutlicht die Unterschiede zwischen den Schutzarten und baut inhaltlich aufeinander auf. Die Tabelle im Anschluss beinhaltet die vollständigen Definitionen.
IP 20 | abgedeckt
Diese Kategorie bietet Schutz gegen den Zugang mit einem Finger und festen Fremdkörpern von unter 12,5 Millimeter Durchmesser. Null als zweite Ziffer beschränkt den Einsatz auf trockene Räume. Beispiel: Innenleuchte.
IP 21 | tropfwassergeschützt
In Abgrenzung zu der Klasse IP 20 sind diese Geräte zusätzlich gegen senkrechtes Tropfwasser geschützt. Dies schließt schräg fallendes Wasser bis zu einem Winkel von 15° mit ein.
IP 23 | sprühwassergeschützt
Bis zu einem Winkel von 60° bietet beispielsweise eine Leuchte dieser Klasse Schutz gegen Sprühwasser. Somit ist der Einsatz im überdachten Außenbereich unter Umständen möglich.
IP 40 | fremdkörpergeschützt
Anders als in der IP 20 schützt diese Gruppe vor kleineren Fremdkörpern, die einen Durchmesser von mehr als einen Millimeter aufweisen. Dies schließt den Zugang mit einem Draht ein.
IP 43 | fremdkörper- und sprühwassergeschützt
Im Unterschied zu Geräten der IP 40 ist in dieser Kategorie der Sprühwasserschutz gegeben (siehe IP 23).
IP 44 | fremdkörper- und spritzwassergeschützt
Als weitere Steigerung kommt bei der IP 44 der allseitige Spritzwasserschutz hinzu. Geräte dieser Einstufung können bedingt Regen ausgesetzt sein. Beispiel: Wandleuchte im Außenbereich.
IP 50 | staubgeschützt
Geräte dieser Kategorie verfügen über einen vollständigen Berührungsschutz. Staub kann nur in geringen Mengen eindringen. Für trockene Räume.
IP 54 | staub- und spritzwassergeschützt
Im Vergleich zu IP 44 sind Geräte dieser Gruppe besser gegen Verschmutzung und beispielsweise das Eindringen von Insekten geschützt.
IP 55 | staub- und strahlwassergeschützt
Im Vergleich zu der IP 54 bedeutet diese Einstufung den richtungsunabhängigen Schutz gegen Strahlwasser (aus Düsen).
IP 56 | gegen Staub und starkes Strahlwasser geschützt
Gemessen an der IP 55 kann der Wasserdruck des Strahlwassers in dieser Eingruppierung noch höher ausfallen.
IP 65 | staubdicht und strahlwassergeschützt
Die erste Ziffer sechs weist neben einem vollständigen Schutz vor Berührung auf Produkte hin, die gegen Staubeintritt geschützt sind. Beispiel: LED-Leuchte für den Außenbereich ohne Überdachung.
IP 67 | staub- und wasserdicht
Geräte mit der IP 67 können zumindest zeitweilig unter Wasser getaucht werden und sind somit noch besser gegen das Eindringen von Wasser geschützt. Beispiel: Fitness-Tracker
IP 68 | staub- und druckwasserdicht
Die Acht als zweite Ziffer bedeutet Schutz gegen dauerndes Untertauchen: Beispiel: Fitness-Armband.
Nutzen Sie diese IP-Schutzarten für den Einsatz im Bad
Wasser und Strom sind eine lebensgefährliche Kombination. Daher gelten für Feuchträume erhöhte Anforderungen, die pro Bereich genau festgelegt sind. Hier einige Beispiele:
IP 44 | im Umfeld von Wasserquellen
Diese Geräte sind gegen Spritzwasser von Waschbecken oder Dusche geschützt. Beispiel: beleuchteter Wandspiegel.
IP 65 | im Bereich oberhalb von Dusche oder Badewanne
In dieser Kategorie ist zusätzlich die zulässige Betriebsspannung eingeschränkt auf maximal 25V/AC oder 60V/DC. Beispiel: integrierte Deckenleuchte über der Dusche.
IP 67 | innerhalb der Badewanne/Dusche
Durch die unmittelbare Nähe zur Wasserquelle erfordert diese Kategorie den Schutz gegen zeitweises Untertauchen. Die maximale erlaubte Betriebsspannung beträgt 12V/AC oder 30V/DC.
Nutzen Sie diese IP-Schutzarten für den Einsatz im Außenbereich
Im Außenbereich spielen wechselnde Witterungseinflüsse eine Rolle, die sich wiederum je nach Einsatzort unterscheiden. Je höher die erste Ziffer, desto größer ist der Schutz gegen das Eindringen von Staub und Insekten. Jedoch steht auch hier der Schutz gegen Wasser im Fokus. Folgende Kategorien kommen unter bestimmten Voraussetzungen infrage:
IP 23 | im überdachten Außenbereich
Da Leuchten der IP 23 gegen Tropfwasser geschützt sind, ist eine Montage unter dem Vordach oder im geschützten Bereich eines Balkons zulässig.
IP 44 | an der Hauswand
Wird beispielsweise die Eingangsleuchte an der Wand montiert, ist die IP 44 ausreichend.
IP 65 | ungeschützter Gartenbereich
Leuchten dieser Gruppe können im Freien eingesetzt werden. Beispiel: Wegbeleuchtung.
IP 67 | am Gartenteich
Wenn die Beleuchtung am Rand eines Gartenteiches montiert ist, ist es ausreichend, wenn diese gegen zeitweises Untertauchen geschützt ist.
IP 68 | im Pool
Unterwasserleuchten wie beispielsweise in einem Pool erfordern die IP 68 mit Schutz gegen dauerhaftes Untertauchen.
IP-Schutzartentabelle
1. Kennziffer: Schutz gegen Berührung und Fremdkörper
1. Kennziffer |
Schutz gegen Berührung |
Schutz gegen Fremdkörper |
0 |
Kein Schutz |
Kein Schutz |
1 |
Schutz gegen Berührungen mit z. B. dem Handrücken |
Schutz gegen Fremdkörper mitDurchmesser ≥ 50mm |
2 |
Schutz gegen Zugang / Berührungen mit dem Finger |
Schutz gegen Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 12mm |
3 |
Schutz gegen Zugang / Berührungen mit einem Werkzeug oder ähnlichem |
Schutz gegen Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 2,5mm |
4 |
Schutz gegen Zugang / Berührungen mit einem Draht oder ähnlichem |
Schutz gegen Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 1,0mm |
5 (5K) |
Vollständiger Berührungsschutz |
Schutz gegen Staubablagerungen im Inneren |
6 (6K) |
Vollständiger Berührungsschutz |
Schutz gegen Staubeintritt (staubdicht) |
2. Kennziffer: Schutz gegen Wasser
2. Kennziffer |
Schutz gegen Wasser |
0 |
Kein Schutz |
1 |
Schutz gegen fallendes Tropfwasser |
2 |
Schutz gegen fallendes Tropfwasser bis 15° Neigung |
3 |
Schutz gegen fallendes Tropfwasser bis 60° Neigung |
4 |
Schutz gegen Spritzwasser aus allen Richtungen |
5 |
Schutz gegen Strahlwasser aus beliebiger Richtung |
6 |
Schutz gegen starkes Strahlwasser |
7 |
Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen |
8 |
Schutz gegen dauerhaftes Untertauchen |
9 |
Schutz gegen Wasser bei Hochdruckreinigung |